Mediations-AG

Schul-Mediation am MPG – oder einfach „Die Streitschlichtung“

Wo so viele Menschen zusammenkommen, gibt es ab und zu auch mal Streit. Nicht immer ist es ganz einfach, aus dem Streit einen Weg heraus zu finden, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind. Dafür gibt es am MPG die Streitschlichtung.

Wie funktioniert die Streitschlichtung?
Die Streitschlichtung kann in jeder großen Pause in Anspruch genommen werden. Schüler, die sich gestritten haben, können in den Pausen ganz einfach zum Schlichterraum (Raum 305) gehen, wo sie von einem Team aus zwei ausgebildeten Streitschlichtern Hilfe bei der Schlichtung ihres Konfliktes erhalten. Bei dem Schlichtungsgespräch, das sich meistens in die angrenzende Unterrichtsstunde hineinzieht, dienen die Schlichter als Moderatoren: Sie helfen bei der Schlichtung, geben aber keine Lösung vor. Diese wird von den Kontrahenten selbst erarbeitet, so dass beide Parteien nach der Schlichtung zufrieden auseinandergehen können.
Dabei gilt das Grundprinzip der Verschwiegenheit. Die Schlichter verpflichten sich dazu, die Inhalte der Schlichtung vertraulich zu behandeln, sie also auch nicht an Lehrer weiterzugeben.

Welche Vorteile bietet die Streitschlichtung?
Viele Schüler wenden sich bei einem Streit zunächst einmal an den Lehrer. Doch kann dieser einen Streit wirklich richtig lösen?
Das Aufarbeiten von Konflikten kostet oft viel Zeit, die im Schulalltag meistens fehlt. Manchmal beschäftigt der Streit einiger weniger Schüler die gesamte Klasse. Doch auch wenn sich der Lehrer viel Zeit nehmen kann, um mit den Schülern zu sprechen, wird nicht immer eine echte Konfliktlösung erzielt. Vielen Schülern ist es unangenehm, dem Lehrer zu erzählen, worum es wirklich geht. Schließlich beendet der Lehrer den Streit, dann wird zum Beispiel eine Entschuldigung eingefordert oder eine Strafe verhängt – oft ohne, dass alle Hintergründe des Streits tatsächlich klar geworden sind. In der Schlichtung ist Zeit für eine genauere Beleuchtung des Falls: Die Streitenden schildern den Streit aus ihrer Sicht, sprechen über Gefühle, versetzen sich in den anderen hinein. Da keine Erwachsenen anwesend sind, können sich die Schüler dafür auch eher öffnen. Somit finden die Streitenden zu ihrer eigenen Lösung, die von beiden akzeptiert wird – und daher auch eher Bestand haben wird.

Auch der damit verbundene Lerneffekt ist nicht unerheblich: Die Schüler haben für ihren Konflikt selbst die Verantwortung übernommen und ihn nicht beim Lehrer „abgegeben“. Die Streitschlichtung fördert somit auch die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit unserer Schüler.
Für Eltern heißt das: Bestärken Sie ihr Kind, im Konfliktfall zur Streitschlichtung zu gehen. Das ist kein Zeichen dafür, dass es sich „mehr“ oder „schlimmer“ streitet als andere, sondern dass es bereit ist, sich selbst auf einem vernünftigen Weg um das Problem zu kümmern.

Wie bereiten wir unsere Schüler auf eine erfolgreiche Schlichtung vor?
Eine Schlichtung verlangt den Schülern einiges ab. Vor allem das Benennen von Gefühlen oder von eigenen Streitanteilen fällt den Kontrahenten schwer. Am MPG führen wir deshalb im Rahmen unserer Blocktage ein Streitschlichter-Modul durch. Dabei geht es aber nicht nur darum, die Schüler auf den „Ernstfall“ einer Schlichtung vorzubereiten. Vielmehr geht es hier um ein Konzept des sozialen Lernens, wodurch sich die Schüler eine andere Grundhaltung zu Konflikten aneignen sollen. Die Kinder sollen erkennen, dass ein Konflikt an sich nichts Negatives ist (sondern ein normales Element unseres Zusammenlebens), dass es aber darauf ankommt, wie man im Konflikt miteinander umgeht.

Wie kann man Streitschlichter werden?
Die Ausbildung der Streitschlichter findet in der 10. Jahrgangsstufe statt und umfasst ein ganzes Schuljahr bei zwei Unterrichtsstunden pro Woche. Am MPG wird dies im Rahmen einer AG umgesetzt.
Die Ausbildungsinhalte umfassen zum einen natürlich das Erlernen des Leitfadens für das Schlichtungsgespräch, denn nur dadurch werden die Schüler befähigt, eine Schlichtung zu leiten. Hier wird vor allem die Methode des Rollenspiels eingesetzt. Zum anderen aber ist ein wesentliches Ziel der Ausbildung das Einüben einer sogenannten „mediativen Grundhaltung“, daher nehmen beispielsweise Übungen zur Empathie-Fähigkeit oder zum Kommunikationstraining einen großen Teil der Ausbildung ein.
Am Ende der Ausbildung findet eine Abschlussprüfung statt. Hierbei müssen die Schlichter im Rollenspiel den Ernstfall erproben sowie sich verschiedenen Fragen stellen. Anschließend erhalten sie ein Zertifikat über die Ausbildung und dürfen im nächsten Schuljahr den aktiven Dienst aufnehmen.

Verantwortlich für die Streitschlichtung am MPG sind Frau Diem und Herr Ücgül.

Lions-Club Ludwighafen-Kurpfalz vergibt Förderpreis an Schüler / Beteiligung steigt

Von unserem Mitarbeiter Martin Vögele

“Wir haben aus Interesse angefangen, aus Begeisterung machen wir weiter”, erklärte die 16-jährige Nadine Sollinger. Sie ist eine von 19 Schülern des Max-Planck-Gymnasiums, die sich in ihrer Freizeit zu Mediatoren ausbilden ließen, zu Streitschlichtern, und seitdem bei Konflikten zwischen anderen Schülern vermitteln. Selbständig renovierten und gestalteten die Jugendlichen zudem einen Mediationsraum und erstellten eine Homepage. “Wir kennen die Probleme der jüngeren Schüler aus eigener Vergangenheit”, sagte Kevin Weibell, 17 Jahre. Dem Lions Club Ludwigshafen-Kurpfalz war das Projekt “Mediation in der Schule” bei der Vergabe seines Förderpreises den ersten Platz und 1000 Euro wert.

Der Preis, der erstmals im vergangenen Jahr verliehen wurde, geht an Schülerprojekte, die außerhalb des eigentlichen Unterrichts “das gemeinschaftliche und soziale Miteinander an den Schulen stärken, oder die ein beispielhaftes Engagement außerhalb der Schule darstellen”, so Thomas Köhler, Jugendbeauftragter des Lions Club, bei der Preisverleihung in der Hauptfiliale der Sparkasse Vorderpfalz. Hatten 2005 noch fünf Schulen je ein Projekt eingereicht, waren es dieses Mal bereits 13, das Theodor-Heuss Gymnasium beteiligte sich sogar mit zwei Beiträgen.

Gleich zwei Mal wurde anstelle eines dritten der mit 500 Euro dotierte zweite Preis vergeben – zu schwer sei die Entscheidung gefallen, erläuterte Köhler. Preisträger war zum einen eine Gruppe von rund 20 Schülern des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums, die einen Sanitätsdienst etablierten und selbständig Aus- und Weiterbildungen in Erster Hilfe organisierten. Daneben das Projekt “Kantine” der Integrierten Gesamtschule Gartenstadt. Einmal in der Woche kochen beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Schüler zusammen ein warmes Mittagessen.

Drei weitere Projekte waren in die engere Wahl der Jury gekommen: Das “Virus Rassismus – Schüler impfen sich selbst”-Benefizkonzert am Carl Bosch-Gymnasium, das Caterer-Team der Schlossschule Oggersheim mit seinem Service für internationale Küche und das Ruanda-Benefizkonzert das der Schüler Frederik Durczok organisierte. Jede der Initiativen erhielt als Anerkennung 100 Euro.

© Mannheimer Morgen – 19.05.2006