Vagabundieren im Département Bas-Rhin

Es waren einmal 11 Todesmutige, die sich vorgenommen hatten, der Zivilisation zu entsagen und in die Tiefen der Vogesen vorzudringen. Frohen Mutes stiegen wir an der deutsch-französischen Grenze aus dem Bus und strebten dem ersten Ziel, der Burgruine Blumenstein entgegen, wo das erste Mahl aus dem Rucksack eingenommen wurde. Gut gestärkt musste die erste Hürde, die Erklimmung des Maimonts gemeistert werden. Tief andächtig gedachten wir der gefallenen französischen Soldaten des 18. Gebirgs-bataillons, die am 13. Mai 1940 durch einen Volltreffer der deutschen Artillerie einen sinnlosen Heldentod starben.

Auf der Suche nach einem Ort der Ruhe und Entspannung ging es weiter zur sagenumwobenen Burg Wasigenstein, wo der steile Aufstieg über eine verwitterte Sandsteintreppe spätestens jetzt klar gemacht hat, dass unsere Tour nichts für Weicheier war. Leider hielt unser Projekt auch negative Überraschungen bereit: Aufgrund des gebirgigen Profils fiel Nils´ Knie dem Weg zum Opfer und das Abenteuer fand für ihn ein vorzeitiges Ende.

Aufgrund der großen Hitze, die uns jede Menge Kraft und Energie raubte, genossen wir schon auf der Froensbourg den sternklaren Nachthimmel.

Mit mehr oder weniger wiedererlangter Motivation versuchten wir erfolglos einen direkten Weg nach Lembach zu finden, der uns aber leider durch Zäune und Brennnesselgestrüpp einen großen Umweg beschert hat.

In Lembach angekommen, konnten wir an einem Hydranten unsere knapp gewordenen Wasservorräte wieder auffüllen und die notwendige Hygienemaßnahmen einleiten. Danach erreichten wir das Highlight unserer Reise, das four à chaux, ein unterirdisches Festungs- und Artilleriewerk der Maginot-Linie aus dem 2. Weltkrieg, wo wir eine äußerst interessante und informative Führung erleben durften, an deren Ende Leoni das riesige Geschütz ausfahren beziehungsweise manövrieren und David das schwere Geschoss laden durfte.

Als wir nach dem Zündschlüssel für den amerikanischen Schützenpanzer fragten, hat man uns des Weges zum Col de Pigeonnier verwiesen. Eine Hitzeschlacht mit einem langen Anstieg zurück auf den Vogesenkamm begann. Leider fiel auch Herrn Ballwebers Kartenmaterial den Strapazen zum Opfer und ließ uns mitten in einem militärischen Sperrgebiet landen, wo wir orientierungslos der Lage ausgeliefert waren. Allmählich wurde es immer dunkler und ein Wettlauf gegen die Zeit begann, bis wir querfeldein nach langem Umherirren wieder aus der Sperrzone auf den richtigen Weg aus den undurchdringlichen Kasematten herausfanden.

Kurz nach Mitternacht erreichten wir dann endlich nach langem unwegsamen Gelände unseren Schlafplatz auf dem Col de Pigeonnier. Wenn man jetzt gedacht hat, dass wir hundemüde in unseren Schlafsäcken versunken sind – weit gefehlt – denn wenig später überraschte uns Bloody Mary in Gestalt von Drin, der uns in völliger Dunkelheit halb zu Tode erschreckt hat, da uns als einzige Lichtquelle nur Glühwürmchen zur Verfügung standen. Außerdem schwebte Graf Dracula in Form von flatternden Fledermäusen über unseren Köpfen und hat uns um den wohlverdienten Schlaf gebracht.

Nach der kurzen Nacht sind wir aus den Vogesen schlaftrunken abgestiegen und im mittelalterlichen Wissembourg gelandet, wo uns allerlei kulinarische elsässische Spezialitäten erwarteten.

In all den Tagen, wo wir als Gruppe zusammengewachsen sind, haben wir fast vergessen, dass es sich um eine schulische Veranstaltung gehandelt hat. Es fühlte sich eher wie eine kurzweilige Ferienfreizeit an. Wir haben neue Freundschaften geschlossen und wir werden noch lange an diese schöne Zeit zurückdenken.

Es war ein unvergessliches Erlebnis!

À très bientôt, Alsace

David, Nils, Juliana, Sandy, Leoni, Mark, Peter, Drin, Berat, Balint und Armin Ballweber